Estland, Lettland, Litauen

Drei Länder, ein Herz und eine Erkältung – Meine Reise durchs Baltikum

Tag 1 – Anreise von Nürnberg nach Vilnius (Litauen)

Ich gebe zu: Als ich sah, dass die Abholung um 3:30 Uhr morgens erfolgen sollte, habe ich kurz überlegt, ob ich nicht doch lieber doch nicht reisen möchte. Aber wie das eben so ist: Wenn das Fernweh ruft, wird auch mitten in der Nacht aufgestanden. Um 2:30 Uhr klingelte mein Wecker – ich war die einzige Teilnehmerin ab Erlangen und hatte deshalb die Haustürabholung gebucht. Das war ein kluger Schachzug, denn so musste ich mir weder ein Taxi organisieren noch verschlafen mit dem Koffer auf dem Busbahnhof in Erlangen stehen. Und der Aufpreis war sogar günstiger als eine Fahrt im Taxi zum Bahnhof.

Am Flughafen Nürnberg lief alles reibungslos. Der Check-in war flott, dafür zog sich das Warten vor dem Boarding eine Weile – aber lieber früh da sein als hetzen. Der Umstieg in Frankfurt war wie erwartet… naja, sagen wir: anstrengend. Viele Menschen, überteuerter Kaffee und kaum ein ruhiges Plätzchen zum Sitzen. Immerhin wusste ich durch meine Reklamation im Frühjahr inzwischen, wo man kostenlos Wasser bekommt – ein echter Geheimtipp! Was Lufthansa betrifft: Die Qualität hat sich leider nicht verbessert. Keine Bildschirme, keine Unterhaltung und der Kaffee kostet extra. Aber wenigstens waren die Flüge pünktlich, und das ist ja auch was wert.

In Vilnius angekommen, warteten wir eine Weile auf unseren Reiseleiter. Der Flughafen verfügt inzwischen über zwei Ausgänge – eine verwirrende Neuerung. Schließlich trafen wir Maik und seine litauische Kollegin Eglė, die ihren Namen von der litauischen Natterkönigin trägt – eine bekannte Märchenfigur in Litauen. Ihre Begeisterung und Freundlichkeit machten sofort einen positiven Eindruck.

Da der Klemm-Reisebus mit der übrigen Gruppe noch auf dem Weg aus Polen war, ging es für uns Flugreisende per Taxi weiter nach Trakai. Das mit dem „Großraumtaxi“ war ein kleiner Scherz: ein Toyota Prius! Wie wir fünf mit Gepäck da reinpassten, weiß ich bis heute nicht – aber Gepäcktetris sei Dank, es hat geklappt.

In Trakai angekommen, erwartete uns zunächst ein leckeres Mittagessen mit Blick auf den See. Die Temperaturen waren… sagen wir: unerwartet sommerlich. Für den „hohen Norden“ war es unfassbar heiß, also musste ich erstmal alle überflüssigen Kleidungsstücke loswerden. Wir genossen die ersten litauischen Köstlichkeiten. Inzwischen war der Rest der Gruppe mit dem blauen Klemm-Bus aus Polen angekommen. Wir besichtigten gemeinsam das malerische Wasserschloss von Trakai, das auf einer Insel im See liegt – ein echtes Postkartenmotiv. Die Führung von Egle war sehr informativ, aber bei der Hitze war ich froh, als wir wieder im Schatten standen. An einem der Souvenirstände gönnte ich mir spontan einen Sonnenhut – modisch fragwürdig, aber absolut notwendig. Der litauische Sommer meinte es gut mit uns.

Dann fuhren wir weiter ins Hotel nach Vilnius. Das Courtyard Vilnius City ist ein modernes und komfortables Hotel der Marriott-Gruppe, in dem ich mich sofort wohlfühlte. Nach einer erfrischenden Dusche ging es zum Abendessen. Auch das war ein Volltreffer – leckeres Essen, nette Gesellschaft und auf der Terrasse sogar Livemusik.

So schön der Abend auch war, ich konnte kaum die Augen offen halten. Nach diesem langen Tag mit wenig Schlaf, einem vollen Reiseplan und ungewohnten Temperaturen war ich einfach müde. Also ab ins Bett – und ich habe geschlafen wie ein Stein.

 Tag 2 – Von Vilnius nach Klaipėda

Um 6:30 Uhr klingelte schon wieder der Wecker. Aber da wir in Litauen eine Stunde Zeitverschiebung zu Deutschland haben, fühlte es sich nicht ganz so früh an. Nach einem richtig guten Frühstück – frisch, lecker, liebevoll angerichtet – starteten wir pünktlich um 8:30 Uhr zu unserer Stadtführung durch Vilnius. Egle, unsere litauische Begleitung, erwartete uns bereits.

Vilnius hat mich wirklich überrascht – und zwar positiv! Die Stadt ist charmant, geschichtsträchtig und gleichzeitig lebendig. Besonders auffällig ist die Vielzahl an Kirchen: katholisch, orthodox, evangelisch – alle Religionen scheinen hier friedlich nebeneinander zu existieren. Was mir besonders gut gefallen hat, war die entspannte Atmosphäre: Die Altstadt ist gut besucht, aber niemals überlaufen. Man spürt den Stolz der Litauer auf ihre Hauptstadt – und das vollkommen zu Recht.

Zum Mittagessen gönnte ich mir eine Spezialität, die Eglė uns empfohlen hatte: kalte Rote-Bete-Suppe mit Dill, Ei und Buttermilch – erfrischend, leicht und perfekt bei der anhaltenden Hitze. Wer diese Spezialität zuhause nachkochen möchte: Das Rezept aus dem Buch „Litauen genießen“ liefert eine authentische Anleitung. Bei sommerlichen Temperaturen war die Suppe ein echter Volltreffer. (Und ich weiß jetzt: Kalte Suppe kann auch glücklich machen.)

Nach dem Essen ging es für uns auf eine lange Fahrt quer durchs Land – bis an die Küste nach Klaipėda. Die Strecke ist eigentlich in 3 bis 4 Stunden zu schaffen, aber heute hatten wir Pech: ein Stau, der uns fast 6 Stunden kostete. Das war besonders für mich nervenaufreibend, denn ich hatte am Abend ein Treffen mit einer Geschäftsfreundin geplant. Aber sie war zum Glück ganz entspannt, und so trafen wir uns einfach später – um 20 Uhr, und der Abend war umso schöner.

Wir hatten viel zu erzählen, lachten viel und saßen lange in einem gemütlichen Restaurant, bis sie mir sogar noch eine kleine Nachtführung durch Klaipėda schenkte. Es ist immer besonders, eine Stadt nicht nur mit dem Touristenblick, sondern durch die Augen von jemandem zu sehen, der hier lebt.

Das Hotel in Klaipėda allerdings war nach dem tollen Haus in Vilnius ein echter Dämpfer. Ziemlich in die Jahre gekommen, wenig Charme, und von Service oder Komfort konnte man leider nicht wirklich sprechen. Aber das gehört bei Rundreisen manchmal einfach dazu – man kann nicht jeden Tag im Boutiquehotel landen.

Erschöpft, aber erfüllt von vielen Eindrücken und einem sehr persönlichen Abend, fiel ich gegen Mitternacht ins Bett – und war schneller eingeschlafen als Du „Litauen“ sagen kannst.

Tag 3 – Von Vilnius über Klaipėda zur Kurischen Nehrung

Ich erwachte voller Erwartung, denn heute steht der Ausflug auf die kurische Nehrung auf dem Programm, davon hatte ich schon so viel gehört und gelesen, deshalb war ich sehr gespannt. Um 8:30 Uhr ging es los, erst mit der Fähre von Klaipeda hinüber auf die Kurische Nehrung. Der Bus hat uns an der westlichen Seite abgesetzt und wir machten einen Spaziergang auf der großen Wanderdünen in Richtung dem Städtchen Nida. Wir haben rüber zur russischen Grenze geschaut, in diesen Tagen leider kein positives Gefühl. Früher war ein reger Grenzverkehr mit Besuchen und Warenaustausch, jetzt ist die Straße und Grenze gesperrt, Militär bewacht die Land- und Wassergrenze.

Um 11:30 Uhr unternahmen wir eine Schiffstour auf dem kurischen Haff. Wir sind zur Düne und zur russischen Wassergrenze gefahren. Der Kapitän hatte seine Freude daran, die russische Fregatte etwas nervös zu machen, weil er doch sehr nah an der Grenzboje hielt, um uns eine Fotomöglichkeit zu bieten. Der Ausflug war sehr schön, denn wir hatten sonniges Wetter mit einem frischen Wind. Unsere Mittagspause verbrachten wir auch in Nida und wie konnte es anders sein, es gab dort leckeren, frischen Fisch, ganz nach meinem Geschmack. Übrigens sind die Preise in den baltischen Staaten eher hoch, ähnlich wie in Skandinavien. Bier ist noch erschwinglich, auf Wein habe ich die Reise über verzichtet, dafür war ich dann doch zu geizig.

Mit gut gefülltem Bauch ging es zu Fuß zum Bernsteinmuseum, Friedhof und dem Thomas Mann Haus. Ich finde, man hat nichts verpasst, wenn man es nicht gesehen hat, aber wenn man einen Bezug zu Thomas Mann und seiner Geschichte hat, ist das vielleicht doch interessant.

Eine kurze Busfahrt brachte uns zur Ostseeseite der Insel, dort gab es einen wunderschönen Strand, an dem ich gerne länger geblieben wäre.

Der Tag ging schnell vorbei und schon brachte uns die Fähre wieder nach Klaipeda zurück. Den Spaziergang in Klaipeda habe ich geschwänzt, weil ich das Örtchen schon am Abend vorher gesehen hatte und genoss lieber einen Aperol Spritz in der Bar. Das finde ich bei Gruppenreisen sehr wichtig für mich, ich brauche immer eine kleine Auszeit, auch wenn die Mitreisende sehr nett sind, allein sein und die Eindrücke notieren, ist mir wichtig.

 

Tag 4 – Von Klaipėda über Palanga nach Riga

Heute war von Anfang an der Wurm drin – zumindest organisatorisch. Der Wecker klingelte früh, denn Frühstück war für 7:30 Uhr angekündigt, schließlich hatten wir eine längere Fahrt nach Riga vor uns. Aber: Das Restaurant war zu! Kein Kaffee, kein Brötchen, kein gar nichts. Unser Reiseleiter Maik versuchte freundlich, aber bestimmt, die Hotelleitung zu überzeugen, uns Einlass zu gewähren – was dann mit 15 Minuten Verspätung auch endlich gelang. Immerhin.

Ich hatte allerdings schon zu diesem Zeitpunkt meinen ersten Frustmoment: Der Kaffee. Ich bin eine Kaffeetante und was in dem Hotel serviert wurde, war… nun ja, flüssig, warm, dunkel. Mehr aber auch nicht. Wer guten Kaffee liebt, findet ihn nicht im Hotel Amberton Klaipeda.

Dann ging’s los in Richtung Palanga, ein hübscher Badeort an der litauischen Ostseeküste, bekannt für sein Schloss mit dem  Bernsteinmuseum und die Promenade. Eigentlich war dort nur ein kurzer Stopp geplant, bevor wir weiter in Richtung Lettland fahren sollten. Doch Maik bekam keine Bestätigung vom eigentlich geplanten Mittagsrestaurant – und einen Bus voller hungriger Gäste fährt man besser nicht ins kulinarische Nirgendwo. Also wurde umdisponiert: längerer Aufenthalt in Palanga.

Das war mein Glück! Denn meine liebe Geschäftsfreundin Enrika vom Vorabend lebt dort – und schnell war per WhatsApp ein spontanes Treffen verabredet. Zunächst ging es aber mit der Gruppe zum Schloss mit Bernsteinmuseum von Palanga: ein traumhaftes Gebäude inmitten eines weitläufigen Parks mit botanischem Garten – direkt am Meer. Wunderschön! Es war sonnig, warm und einfach ein perfekter Ort, um durchzuatmen und zu genießen. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie gerne ich wiederkommen will!

Dann kam Enrika, holte mich ab, und ich durfte ein bisschen in ihr Leben eintauchen. Sie zeigte mir ihr Zuhause, ihren Hund, ihre Katze – und wir gingen gemeinsam Pizza essen. Dazu ein lokales Bier (sehr lecker!), und wir hatten Zeit zum ausgiebigen Quatschen. Es war so ein schönes Treffen, und ich war richtig dankbar für diesen spontanen Bonusmoment.

Allerdings hatte ich immer die Uhr im Blick – um 13:00 Uhr sollte der Bus weiterfahren, und das wollte ich auf keinen Fall verpassen. Um 12:59 Uhr stieg ich pünktlich in den Bus ein. Timing ist eben alles!

Auf der Weiterfahrt nach Riga gab es dann einen weiteren Zwischenstopp – am Berg der Kreuze. Eine beeindruckende, fast schon surreale Gedenkstätte, aber ehrlich gesagt: Für mich war’s kein Muss. Ich war einfach noch zu sehr in Palanga gedanklich verankert. Aber gut, so ein Programmpunkt gehört eben zur klassischen Route.

Dann kam Chaos Teil drei: Unser Hotel in Riga, das „Mercure Riga Centre“, konnte leider gar nichts. Der Check-in war chaotisch, die Aufzüge überfordert – und als wir endlich im Restaurant ankamen, gab es… nichts zu trinken! Angeblich technische Probleme. Das Essen war lauwarm und geschmacklich ebenso uninspiriert wie der Service. Eine Vegetarierin aus unserer Gruppe suchte vergeblich nach einer passenden Speise – Fehlanzeige. Und die Hotelbar? Sie hatte zwar Getränke, aber niemanden, der sie öffnete. Kein Witz!

Aber wir sind ja flexibel: Unser Busfahrer hatte noch Sekt im Kühlschrank, und im Supermarkt gegenüber deckten wir uns kurzerhand mit Wein, Wasser und Erfrischungen ein. Danach saßen wir bei lauer Abendluft auf der Terrasse des Hotels und haben – ganz nach dem Motto „Selbst ist die Reisende“ – das Beste aus dem Abend gemacht. Manchmal hilft nur noch Humor. Und ein kühles Glas Sekt.

Was für ein Tag! Und die Erkenntnis: Wenn Du mit netten Menschen unterwegs bist, lässt sich selbst der chaotischste Tag in ein kleines Abenteuer verwandeln.

Tag 5 – Riga entdecken

Nach einer kühlen, eher durchwachsenen Nacht – die Klimaanlage ließ sich nicht regulieren – startete ich mit Halsweh in den Tag. Das Frühstücksbuffet war reichhaltig, aber nicht besonders einladend präsentiert. Dennoch: Der Stadtrundgang durch Riga ließ meine Laune wieder steigen.

Unser Reiseleiter Maik war hervorragend und vermittelte uns mit viel Herzblut Geschichte und Geschichten dieser charmanten Hauptstadt. Wir sahen das Regierungsgebäude, viele Kirchen, alte Gebäude der Hanse, wie das Scharzhäupterhaus und auch die „Bremer Stadtmusikanten“, ein Geschenk der Bremen, die über die Hanse stark mit Riga verbunden sind.

Während des Rundganges erfuhren wir viel über den berühmten Sohn der Stadt – Heinz Erhard und seinem Vater, dem berühmten Kantor der Stadt. 

Riga wirkt gleichzeitig historisch und modern – eine studentische Stadt mit kulturellem Flair. Wusstest Du, dass Riga als „Paris des Ostens“ gilt? Bei dem eleganten Altstadtbild kann man diesen Vergleich gut nachvollziehen.

Nach dem geführten Teil des Tages habe ich mich bewusst alleine auf Entdeckungstour gemacht. Riga ist übersichtlich und gut zu Fuß zu erkunden. Ich gönnte mir Pommes und ein Erfrischungsgetränk in einem Straßencafé und unternahm später eine kleine Bootsfahrt auf dem Stadtkanal. Keine große Sensation, aber genau das Richtige zum Verschnaufen – wie gemacht für eine halbe Stunde Pause.

Ein Eiscafé suchte ich leider vergeblich, dafür landete ich in einem modernen Shoppingcenter, wo ich mir ein Éclair und einen guten Kaffee genehmigte. Riga hat auf jeden Fall genug kulinarische Optionen – auch wenn man sie manchmal etwas suchen muss.

Zurück im Hotel war das Zimmer immer noch zu kalt. Ich meldete es erneut, aber ohne Erfolg. Ich war nicht die einzige mit dieser Beschwerde – offenbar war das Problem bekannt, aber ignoriert. Kein guter Service. Das Hotel Mercure Riga Centre hat seine besten Tage wohl hinter sich – sowohl von der Substanz als auch vom Personal her.

Abends mussten wir erneut außerhalb des Hotels essen, da dort weiterhin keine Bewirtung möglich war. Das Restaurant, das unser Reiseleiter organisiert hatte, war aber ein Glücksgriff: sehr lecker, charmant gelegen – und diesmal auch mit Getränken! Den Rückweg zu Fuß nahmen wir mit Humor. Ein kleines Verdauungsspaziergang bei mildem Abendwetter hat ja auch seine Vorteile.

Mein persönliches Resümee zu Riga: eine wunderschöne Stadt, mit vielen versteckten Ecken und einem lebendigen Flair – aber bitte nächstes Mal in einem besseren Hotel. 

Übrigens, wer gerne individuelle Städte erkundet, dem würde ich Riga auch für eine private Städtereise empfehlen – es muss nicht immer eine Gruppenreise sein. Es lohnt sich!

Tag 6 – Von Riga über Pärnu nach Tallinn

Die Nacht war erneut unruhig. Die Klimaanlage im Hotelzimmer ließ sich noch immer nicht regulieren, meine Halsschmerzen waren schlimmer geworden, und zum Schnupfen kam jetzt auch ein trockener Reizhusten dazu. Der Tag begann also eher durchwachsen – buchstäblich, denn auch das Wetter zeigte sich von seiner grauen Seite.

Bevor wir Richtung Estland fuhren, hatten wir einen Spaziergang im wunderschönen Jugendstil Viertel gemacht. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht raus, nicht nur die schönen Fassaden der Häuser, sondern auch die teuren Autos vor den Türen. Man muss schon sehr viel Geld verdienen, um hier wohnen zu können. Die Häuser verschlingen Unsummen für den Unterhalt.

Unser erstes Ziel in Estland war das hübsche Ostseestädtchen Pärnu. Und ich muss sagen: Dieser Ort war ein echtes Highlight! Pärnu ist ein Kurort mit einem sehr charmanten Zentrum, gepflegten Parks, prächtigen Jugendstilbauten und einem kilometerlangen, feinen Sandstrand. Auch wenn das Wetter eher kühl war, bin ich ein wenig an der Uferpromenade entlanggelaufen. Es war wunderbar ruhig, die Urlauberströme der Hochsaison sind bereits abgeflaut, und der Ort hatte etwas wunderbar Entschleunigendes.

Dort fand ich auch eine kleine Apotheke – mit sehr nettem Personal – und konnte mich mit Schnupfenspray und Paracetamol versorgen. Ab diesem Moment war klar: Die Reiseapotheke wird bei mir auch im Sommer zukünftig mit Erkältungsmedikamenten bestückt! Wenn Du wissen möchtest, was ich sonst so einpacke, findest Du hier meinen Beitrag zur Reiseapotheke.

Dann ging es weiter entlang der Küstenstraße nach Tallinn. Auf dem Weg machten wir noch einen Abstecher ins Freilichtmuseum Rocca al Mare, das mit viel Liebe alte Höfe, Windmühlen und Bauernhäuser aus verschiedenen Epochen zeigt. Es hätte eigentlich ein Highlight werden können – doch bei grauem Himmel und Nieselregen wirkte die ganze Anlage ein wenig trist. Zudem waren viele Gebäude geschlossen oder leer, sodass man nur wenig Einblick bekam. Vielleicht wirkt das Gelände im Sommer lebendiger. Immerhin konnte man von dort aus bei klarem Wetter die Küste Finnlands erkennen – leider hingen bei uns die Wolken tief.

Am frühen Abend kamen wir dann in Tallinn, der Hauptstadt Estlands, an. Und endlich – ein Lichtblick: Das Hotel Metropol Spa Tallinn war sehr gut! Freundliches Personal, ein schönes Zimmer, ein Bad mit funktionierender Dusche und regulierbarer Temperatur – Halleluja! Auch das Abendessen im Hotelrestaurant war ausgezeichnet und wurde mit echter Herzlichkeit serviert.

Ich war allerdings inzwischen gesundheitlich ziemlich angeschlagen und musste mich für den Abend zurückziehen. Der Schnupfen hatte sich festgesetzt und mein Hals fühlte sich an wie Schmirgelpapier. Trotzdem war ich erleichtert, in einem Hotel angekommen zu sein, das seinem Namen gerecht wird – hoffentlich bleibt das so.

Tag 7 – Tallinn: Hansestadtflair mit Kreuzfahrerrummel

Ich wachte auf – und wie zu erwarten: meine Erkältung war alles andere als verschwunden. Trotzdem wollte ich mir den Besuch von Tallinn, der Hauptstadt Estlands, natürlich nicht entgehen lassen. Immerhin war das der letzte vollständige Tag unserer Reise und die Stadt hatte einen hervorragenden Ruf.

Nach dem Frühstück ging es direkt los mit einer Rundfahrt und dem Rundgang durch die Altstadt von Tallinn, erst haben wir die Sängertribüne besucht. Die Balten sind begnadete Sänger und hier treffen sich Sänger für eine friedlichen Wettstreit. Natürlich dürfen die Zuschauer kräftig mitsingen. Danach ging es zum Schloss Kadrioru und seinem Park, anschliessend wir haben einen Blick ins Meeresmuseum geworfen. In der Altstadt haben die Regierungsbehörden und natürlich die Kirchen besichtigt. Tallinn hat eine wunderschöne, sehr gut erhaltene Altstadt – nicht ohne Grund zählt sie zum UNESCO-Welterbe. Die Führung durch die Gassen mit ihren kopfsteingepflasterten Wegen, alten Gildehäusern und den Blicken von der oberen Stadt auf die Dächer der Unterstadt war beeindruckend. Ich war allerdings durch meine Erkältung schon ziemlich geschwächt – das Treppensteigen in der Oberstadt forderte mich heute mehr als sonst.

Was mir besonders auffiel: Tallinn ist deutlich touristischer als Riga oder Vilnius. Der Grund wurde schnell klar: Wir hatten noch Glück mit „nur“ einem Kreuzfahrtschiff im Hafen. Unsere Reiseleiterin erzählte, dass an manchen Tagen gleich mehrere Ozeanriesen anlegen und man sich in den Gassen dann fast wie in Venedig fühlt – Gedränge, Warteschlangen und überhöhte Preise inklusive. Wer also Ruhe sucht, sollte die Hauptsaison oder Kreuzfahrttage besser meiden.

Nach der Führung zog ich mich erst einmal zurück. Ich brauchte eine Pause – mein Körper forderte Erholung. Am Nachmittag bin ich dann noch einmal allein in die Altstadt gelaufen. Ich liebe es, Städte auf eigene Faust zu erkunden, in Cafés zu sitzen, Leute zu beobachten. Ich trank einen Cappuccino und naschte ein Stück Kuchen. Auch wenn mir der Geschmack durch die Erkältung nur halb so intensiv vorkam – es war einfach schön.

Dabei fiel mir erneut auf, wie sehr Tallinn sich von Riga unterscheidet. Während Riga eher studentisch und unaufgeregt wirkte, ist Tallinn quirliger, moderner und wirkt insgesamt westlicher. Auch die estnische Gesellschaft ist digitaler: Von E-Government bis E-Wahl – hier ist alles digitalisiert. Gleichzeitig ist die Atmosphäre in Tallinn ein wenig kühler, was vielleicht auch an den vielen Tagesgästen und dem höheren Tempo liegt.

Zurück im Hotel ließ ich den Tag ruhig ausklingen. Das Abendessen war wieder ausgezeichnet und der Service im Hotel wirklich zuvorkommend. Trotzdem: Ich war gesundheitlich angeschlagen und musste mich bald ins Bett verziehen.

Vorher kam auch schon der Moment des Abschieds: Unser Busfahrer Markus und Reiseleiter Maik wurden heute verabschiedet, denn sie machten sich am nächsten Morgen mit den Busgästen auf die lange Heimreise über Kaunas und Polen. Wir Flugreisenden hatten es etwas bequemer und konnten morgen ausschlafen.

Tag 8 – Tallinn und Rückreise: Ein leiser Abschied mit Umwegen

Die letzte Nacht war etwas besser – vielleicht lag es am beruhigenden Gedanken, dass die Rückreise heute ansteht. Ich hatte recht gut geschlafen, auch wenn die Erkältung natürlich geblieben war. Trotzdem: der Gedanke, bald wieder im eigenen Bett zu liegen, motivierte mich. Ich ging in aller Ruhe frühstücken, gönnte mir noch einen zweiten Kaffee – das Hotel in Tallinn war wirklich angenehm, das Personal freundlich und aufmerksam, das Frühstück reichhaltig und liebevoll angerichtet.

Da unser Transfer zum Flughafen erst für 16:00 Uhr angesetzt war, hatte ich noch Zeit, Tallinn auf eigene Faust zu erkunden – soweit es meine Kräfte zuließen. Ich entschloss mich zu einem kleinen Spaziergang zum Hafen, wo ich die großen Fährschiffe bestaunte. Schon faszinierend, wie diese „schwimmenden Hotels“ anlegen – und wie viele Tagesgäste sie nach Tallinn spülen. Von dort schlenderte ich noch einmal durch die Altstadt und fand – natürlich! – zwei hübsche Bernsteine, die sich in mein Gepäck schmuggelten. Ich war stolz auf meinen Spürsinn – und auf die Kunst, trotz Schnupfnase noch ein kleines Souvenir mit Herz zu finden.

In der Altstadt traf ich zufällig eine meiner Mitreisenden. Wir beschlossen spontan, zusammen Mittag zu essen. Es war ein schöner, ruhiger Abschiedsmoment, mit nettem Gespräch und Blick auf die alten Häuserfassaden.

Zurück im Hotel, packte ich mein Gepäck zu Ende und bereitete mich auf den Abflug vor. Unsere Reiseleiterin holte uns pünktlich ab, der Transfer zum Flughafen verlief problemlos. Und auch der Tallinner Flughafen selbst war eine positive Überraschung: modern, übersichtlich, nicht überfüllt. Sogar gemütlich, wenn man das von einem Flughafen sagen kann. Die Sicherheitskontrolle verlief zügig – kein Vergleich zu Frankfurt.

Dann kam die nächste Überraschung: der am Abend vorher gestrichene Flug von Frankfurt nach Nürnberg sollte doch wie geplant stattfinden. Erleichterung machte sich breit – schließlich ist ein verspäteter Heimweg mit Erkältung alles andere als ein Wunschkonzert. Der Flug von Tallinn startete etwas später, da der Luftraum über Frankfurt bereits stark ausgelastet war, aber wir kamen sicher an.

Wirklich nervenaufreibend war der letzte Abschnitt: In Frankfurt mussten wir zügig umsteigen, dann noch ein kurzer Flug nach Nürnberg – mit tauben Ohren und permanentem Nasenspray-Einsatz meinerseits. In Nürnberg angekommen, war dann der Abholer von Klemm zunächst nicht auffindbar, Déjà-vu zur Anreise in Vilnius! Doch wie durch ein kleines Wunder fand er mich schließlich – und brachte mich sogar bis zur Haustür. Dafür war ich dankbar, denn ich war wirklich am Ende meiner Kräfte.

Gegen 1:30 Uhr fiel ich endlich in mein eigenes Bett – das schönste Gefühl der Welt nach einer intensiven, erlebnisreichen, aber auch körperlich fordernden Reise.

Heimfahrt verlief im Endeffekt reibungslos. Ein gelungener Abschluss, wenn auch mit einem dicken Schnupfen im Gepäck. Aber: Reisen heilt auch – nicht immer den Körper, aber die Seele. Und dafür bin ich dankbar.

Baltikum

Nürnberg → Vilnius → Klaipéda → Kurische Nehrung → Palanga → Riga → Tallin → Nürnberg

Reise-veranstalter

Reisebüro Klemm

Reisedatum:

29. August – 05. September 2025

Saison:

Sommer (Hauptsaison)

Reiseart:

Geführte Gruppenreise per Bus

Mein Fazit zur Baltikum-Reise mit Klemm Reisen

Diese Reise war in vielerlei Hinsicht besonders: Ich habe zum ersten Mal die drei baltischen Staaten besucht – Litauen, Lettland und Estland – und dabei erlebt, wie unterschiedlich die Länder sind, obwohl sie geografisch so nah beieinander liegen. Litauen hat mit Vilnius und der Kurischen Nehrung mein Herz im Sturm erobert: freundlich, charmant und einladend. Lettland zeigte sich mit Riga als beeindruckende, teils ungeschliffene Schönheit mit studentischem Flair – wenn nur das Hotel nicht gewesen wäre. Estland schließlich wirkte auf mich modern, schnelllebig und voller Touristen, was mir persönlich etwas zu viel war.

Besonders beeindruckt hat mich die Offenheit der Menschen – überall wurden wir freundlich begrüßt. Die Gespräche mit den Einheimischen – auch wenn nur kurz – haben mir einmal mehr gezeigt, wie sehr diese Länder ihre Unabhängigkeit schätzen. Die Themen EU und NATO sind hier keine Randnotizen, sondern gelebte Sicherheit.

Die Organisation durch Klemm Reisen war wieder gut, mit kleinen Schwächen bei der Hotelwahl. Aber ich habe nette Mitreisende kennengelernt, viel über Geschichte und Kultur erfahren und traumhafte Landschaften gesehen. Trotz der Erkältung am Ende blicke ich mit einem Lächeln zurück.

Ich werde sicher wiederkommen – mit mehr Zeit, vielleicht mal nur für Litauen oder Lettland, um dort in Ruhe die kleinen Küstenorte zu genießen und das Tempo selbst zu bestimmen. Der Osten Europas ist ein Schatz – und noch längst nicht vollständig gehoben.

Sabine-von-Osenbrueggen-travelhygge-reiseblog-fuer-frauen

Pluspunkte –

Was mir besonders gut gefallen hat:

Pluspunkte - was mir besonders gut gefallen hat:
  • Sehr gute Organisation durch Klemm Reisen (trotz kleinerer Pannen bei Hotels und Mahlzeiten)

  • Reiseleitung Maik und Egle sehr kompetent, herzlich, flexibel und gut auf die Gruppe eingehend

  • Interessante Kombination aus Natur, Kultur und Geschichte

  • Vielseitige Reiseroute mit Höhepunkten wie Vilnius, Kurische Nehrung, Palanga, Riga und Tallinn

  • Herzliche Begegnungen mit Einheimischen

  • Gute Busqualität, bequeme An- und Abreise per Flug

  • Angenehme Reisegruppe – gute Stimmung trotz wechselhaftem Wetter und Krankheit

  • Sicheres Reiseziel mit hoher Lebensqualität in allen drei Ländern

  • Gute Gastronomie mit lokalen Spezialitäten – besonders Fischgerichte

Minuspunkte –

Was weniger gut war

Minuspunkte - was weniger gut war:
  • Schlechtes Hotel in Riga (Merkur Riga Centre): veraltete Technik, unfreundlicher Service, schlechte Essensqualität, Aircon-Probleme

  • Hotel in Klaipėda deutlich unter Standard – Renovierungsstau und schlechtes Frühstück

  • Lufthansa weiterhin enttäuschend (überteuerter Kaffee, kaum Service, wenig Komfort)

  • Wenig Flexibilität bei Mahlzeiten und Getränkeversorgung (z. B. kein Wasser im Hotelrestaurant)

  • Kurze Aufenthaltsdauer – eine Woche ist sehr knapp für drei Länder

  • Kleine Abholpannen bei An- und Abreise (z. B. in Vilnius und Nürnberg)

Neutrale Punkte –

Kann gut o. schlecht sein, je nach Erwartung

Neutral / Geschmackssache
  • Hohe Preise für Getränke und Souvenirs, vergleichbar mit Skandinavien – wer vorbereitet ist, wird nicht überrascht

  • Freilichtmuseum in Estland: Geschmackssache – bei klarem Wetter eventuell lohnender

  • Thomas-Mann-Haus & Bernsteinmuseum: eher etwas für kulturhistorisch Interessierte

  • Touristenströme in Tallinn (durch Kreuzfahrer und Fährverkehr) – wer es ruhiger mag, meidet den Vormittag

  • Busreise-Anteil bei dieser Reisevariante geringer, aber dafür weniger stressig durch An- und Abflug